Uns leitet, uns bildet.
Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den bundesweit ersten muslimischen Friedhofs auf dem Gelände des Friedhofs Krummacherstraße in Wuppertal, der ein bedeutendes Zeichen der Muslime für ihre Heimat Wuppertal sein wird, zu errichten.
Einzigartig in der Konzeption ist nicht nur die Errichtung des ersten muslimischen Friedhofs bundesweit, sondern auch, dass es sich hierbei bundesweit – und wohl darüber hinaus – um die erste Begräbnisstätte für Christen, Juden und Muslime handeln wird, die in unmittelbarer Nachbarschaft vereint sind.
Dieses besondere Symbol der drei großen abrahamitischen Religionen spiegelt auch das gemeinsame Leben der Religionen wieder, die in Wuppertal ihre gemeinsame Heimat haben.
Gemeinsam für Wuppertal.
Deshalb hat der Verein, insbesondere in den vergangenen zwei Jahren, eine enorme Öffentlichkeitsarbeit und eine intensive Anwohnerbeteiligung betrieben. Über den geplanten muslimischen Friedhof ist zudem regional und überregional sehr häufig berichtet worden.
Dem Friedhofsträgerverein war es von Beginn an wichtig, Anwohnerbelange in die Planung einfließen zu lassen und vorhandene Anwohnerbedenken zu begreifen und zu reduzieren. Im Allgemeinen gab es Bedenken hinsichtlich etwaigen Lärms sowie der Gestaltung von Hecken und anderen planerischen Elementen. Aus diesem Grund hat der Verein zunächst einmal, den Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur der Bergischen Universität Wuppertal (Herr Prof. Overmeyer) einbezogen. Unter seiner Moderation konnten mithilfe der aus dem Beteiligungsprozess entstandenen zwölf studentischen Entwürfe die Anwohnerbedenken herauskristallisiert werden. Hierauf aufbauend hat der Friedhofsträgerverein gemeinsam mit den Anwohnern planerische Lösungsansätze diskutiert, die er im Rahmen einer Planungsprofessionalisierung planerisch hat einfließen lassen. Mit den Anwohnern wurden abschließend individuelle Gespräche geführt, die zu ihrer Zufriedenheit geführt haben. Diesbzgl. Kontroversen sind deshalb nicht mehr zu erwarten. Weiterhin ist beabsichtigt, auch während der Realisierungsphase die Anwohner zu informieren.
Zuhause in Wuppertal
Die Errichtung des Friedhofs dokumentiert, dass Muslime, die zum Teil in zweiter und dritter Generation in Deutschland leben, Deutschland auch zu ihrer Heimat gemacht haben. Denn wer in der Fremde eine neue Heimat findet, der verlässt sie nicht nach seinem Tod. Wenn man sich in diesem Land integriert fühlt, muss man auch hier bestattet werden können, das ist nur konsequent. Bisher lassen sich jedoch die meisten Muslime nach dem Tod in ihre (oder Ihrer Väter) alte Heimat überführen und dort bestatten, weil sie fürchten, dass ihr Ewigkeitsanspruch nach deutschem Recht nach 25 Jahren erlischt. Für viele Muslime, die in der neuen Heimat verwurzelt sind, ein schwer lösbarer Konflikt, zumal die Tradition regelmäßige Besuche der Toten und Grabpflege vorsieht.
Mit einem Friedhof in muslimischer Trägerschaft könnten diese Probleme gelöst werden, mit dem neuen Bestattungsgesetz ist es seit 2014 möglich, einen Friedhof in muslimischer Trägerschaft zu gründen.
19.000 qm
20/Jahr
1.200
Endstation Integration.
Nach vorsichtigen Schätzungen leben mindestens 40.000 Muslime in Wuppertal, was einem Bevölkerungsanteil von etwa 11 Prozent entspricht. Der Trägerverein „Muslimische Friedhöfe Wuppertal“ wird von 10 Moscheen in Wuppertal getragen, die über Verbands- und Herkunftsunterschiede hinweg, gemeinsam hier Verantwortung übernehmen. Unterstützung gibt es auch von der evangelischen und der jüdischen Gemeinde sowie von der Stadt, die das Vorhaben von Beginn an nach Kräften unterstützt. Bürokratische Hindernisse existieren so gut wie keine. Er ist insofern ein Modellvorhaben interreligiöser Zusammenarbeit, das die Weltoffenheit, die Toleranz und den Frieden in diesem Land deutlich macht. Es unterstreicht einmal mehr das friedliche Zusammenleben von Menschen der unterschiedlichsten Kulturen und Religionen als Bereicherung einer Gesellschaft.
Der muslimische Friedhof hat, neben der identitätsstiftenden Wirkung für Muslime, auch eine Signalkraft in die Gesellschaft: Integration muss das ganze Leben umfassen und darf nicht vor dem Sterben und der Bestattung gemäß Glaubensgrundsätzen Halt machen. Muslime sind in Wuppertal angekommen und sind ein Teil der Gesellschaft. Deshalb sollen und wollen Muslime ihre Toten auch in ihrer neuen Heimat bestatten. Ein herausragender Beitrag zum Verständnis des Heimatbegriffes.